(Estland) Tauchplatz "Rummy Quarry"
- Paul Donnerbauer
- 7. Jan. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Als ich 2018 durch das Baltikum gereist bin, habe ich bereits im Vorfeld viel über mögliche Tauchplätze an der Ostseeküste recherchiert. Tatsächlich fehlte mir

schlussendlich aber leider die Zeit, die durchaus spannenden Spots zu erkunden.
Im Zuge der Recherche bin ich aber immer wieder über den Namen "Rummu Quarry" gestolpert und spätestens nachdem ich die ersten Berichte über diesen historischen Ort gelesen hatte, war klar, dass ich dort auf jeden Fall ins Wasser gehen würde. Der Name "Rummu Quarry" steht eigentlich für ein offiziell gesperrtes Areal am Rande des von der Hauptstadt Tallin etwa 50 Kilometer entfernten
Dorfs Rummu. Das Areal beinhaltet mehrere teils versunkene Ruinen und diente bereits zu Sowjet-Zeiten als Abbaugebiet für Kalkstein. Bis zum Ende der Sowjetherrschaft 1991, wurden dort an die 400 Gefangene eines Arbeitslagers gezwungen, Schwerstarbeit im Steinbruch zu verrichten. Doch auch nach dem Fall der Sowjetunion wurden weiterhin Insassen des an das Areal anschließenden Gefängnisses Murru als Arbeiter im Steinbruch eingesetzt.

Als der Gefängniskomplex Murru 2012 dauerhaft geschlossen wurde, endete auch der Kalkabbau in Rummu. Die Pumpen, die bis dahin das Grundwasser abgepumpt hatten, wurden abgestellt. Angeblich soll das Wasser daraufhin so schnell gestiegen sein, dass zahlreiches Inventar (darunter auch ein Tagebaubagger) nicht mehr gerettet werden konnten und im sich bildenden See verschwand.
Fest steht, dass neben einem kleinen Waldstück heute einige Gebäude komplett im See versunken sind und so eine unglaublich spannende Unterwasserlandschaft bilden, die betaucht werden kann.
Trotz der von Zwangsarbeit geprägten Geschichte des Ortes, oder vielleicht auch gerade deshalb, dient das Areal heute in den Sommermonaten vor allem der lokale Bevölkerung und der Tallinner Jugend als Abenteuerspielplatz.
Aber auch bei Touristen hat sich der spannende Ort mittlerweile weit herumgesprochen. Das Betreten des Areals auf eigene Faust war zumindest noch 2018 eigentlich verboten, was aber einige Bewohner von Rummu nicht davon abhielt, Eintritt von den zahlreichen Touristen zu verlangen.

Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Unternehmen, die geführte Wander-, Kajak- und Tauchtouren in Rummu Quarry anbieten. Tauchen lässt sich dort zum Beispiel mit dem Barrakuuda Tauchclub.
Da die durchschnittliche Tiefe bei ungefähr 10 Metern liegt, viele der versunkenen Gebäude aber auch seichter liegen, kann ein Großteil der Unterwasserlandschaft aber auch schnorchelnd erkundet und von geübten Apnoeisten betaucht werden. Vorsicht ist aber unbedingt geboten, da an vielen Stellen Gebäudeteile

einzustürzen drohen und immer wieder scharfkantige Eisenverstrebungen aus dem Mauerwerk hervorstehen. Von Sprüngen von den Dächern und Mauern der Ruinen ist daher dringend abzuraten!
Von Tallinn fährt übrigens der Bus 149 nach Rummu. Die Busfahrer wissen, wo man am besten aussteigt. Von der Haltestelle sind es dann noch etwa 300 Meter den Zaun entlang, bis man zu einem Tor gelangt. Von dort führt dann eine Staubpiste an der ehemaligen Gefängnismauer entlang bis zum See.

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